Abstract
Mukositis und Periimplantitis stellen bei einer Subgruppe der mit dentalen Titanimplantaten versorgten Patienten eine Komplikation dar. Ursache dieser unerwünschten Entzündungserscheinungen ist aber keine Allergie auf Titan. Unmittelbar nach ihrer Freisetzung aus Implantaten bilden Titanionen eine Oxidschicht. Diese oxidierten Titanpartikel sind im Gegensatz zu anderen Metallionen nicht in der Lage, über die Modifikation von Proteinen zum Allergen zu werden. Seit der Jahrtausendwende ist daher der wissenschaftliche Fokus
auf die Auswirkungen dieser Titanoxidpartikel gelenkt, die sich durch mechanischen Abrieb und durch korrosive Ereignisse (Bio-Tribocorrosion) von der Implantatoberfläche ablösen. Makrophagen im angrenzenden Knochen und Gewebe reagieren nach Kontakt mit Titanoxidpartikeln mit der Freisetzung proentzündlicher Zytokine, im wesentlichen TNF-! und Interleukin-1. Diese Zytokinantwort beruht somit nicht auf der Anwesenheit Titan-spezifischer Lymphozyten (somit liegt definitionsgemäß keine Allergie vor), sondern auf einer erhöhten Entzündungsbereitschaft unspezifischer Entzündungszellen (Gewebemakrophagen) nach Kontakt mit partikulärem Titanpartikelabrieb. Die Intensität, mit der die Gewebemakrophagen auf die Abrieb-Titanpartikel mit einer Entzündung antworten, ist individuell verschieden und teilweise genetisch determiniert. In der vorliegenden Arbeit soll der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Literatur zum Thema „Immunologie des Titans“ wiedergegeben werden.